Uta
Adresse Berlin Paul-Schwenk Straße
Geburtsjahr: 1971
Beruf: Kfm. Angestellte

Seit wann wohnen Sie in Marzahn? 1987-1990 + wieder seit 2015

Wie leben sie? allein  (aber Mutter 81 nur 500m entfernt, Exmann im gleichen Haus, Tochter und Enkelkind 3km entfernt ) 

Was bedeutet Marzahn für Sie? Marzahn ist momentan mein Zuhause.

Hat sich Marzahn, seitdem Sie hier leben verändert und wenn ja, wie nehmen Sie das wahr?
Marzahn hat sich seit 1990 und auch nach 2015 sehr stark verändert. Als Marzahn entstand, war es ein Privileg dort eine Wohnung zu bekommen. Nach der Wiedervereinigung wollten viele Menschen hier wegziehen, sofern sie es sich finanziell leisten konnten. Die Probleme wurden zunehmend in Form immer schmutzigerer Ecken sichtbar. Viele der „Neubauten“ wurden vernachlässigt. Die Pflege der Bauten durch die Vermietungsgesellschaften blieb aus. In Häusern mit einem hohen Anteil an sozial gefördertem Wohnraum wurden die Probleme schnell sichtbar. In Marzahn konnte man verhältnismäßig günstig wohnen und somit änderte sich auch zunehmend die Zusammensetzung der Bewohner.

Jetzt kommen immer mehr neue und moderne Bauten dazu, welche zwar schön, aber für Familien oftmals nicht bezahlbar sind. Es gab auch neue Probleme. Zu viele Autos und teilweise wenig Parkraum, zu wenig Ärzte, Schulen, Kindergärten und Orte zur Begegnung. Aus dem Mangel heraus entsteht immer mehr Feindseligkeit und Neid gegenüber neuen Bewohnern und insbesondere gegenüber Menschen aus anderen Kulturen, oder gegenüber sozial schwächeren Mitbürgern.

Was ist das Beste am Leben in Marzahn?
Marzahn bietet unglaublich viel Natur und man lebt sehr ruhig.

Was könnte im Marzahn besser sein?
Bewohner und Politik sollten das Potential von Vielfalt mehr zu schätzen wissen und viel mehr fördern. Die Bewohner sollten mehr Eigenverantwortung für Sauberkeit und Erhalt schöner Plätze übernehmen. 

Haben Sie einen Traum für Marzahn in der Zukunft?
Mein Traum für die Zukunft von Marzahn ist, dass unser Stadtbezirk die Vielfalt der hier lebenden Menschen zu schätzen und nutzen weiß. In den Gärten der Welt bestaunen wir sie und präsentieren sie über die Grenzen hinaus. Warum nicht auch menschliche Vielfalt?

Was ich erlebte war kein Traum, es war eine noch zu seltene Realität . Eine Familie mit 3 Kindern auf einem Fußballplatz. Der Vater spielt Fußball mit vielen Jungen unterschiedlichster Nationen. Sein eigener Sohn trotz schwerwiegender Hör- und Sprachbeeinträchtigung voller Freude mit dabei. Am Spielfeldrand seine Frau in einer eher traditionellen Kleidung mit einem locker fallenden Kopftuch. Sie kickt mit den 2 kleinen ballbegeisterten Mädchen einen Ball hin und her. Am Ende spielen alle gemeinsam auf dem Feld und es ist pure Lebensfreude zu spüren.

Ich träume von Männern und Frauen, Vätern und Müttern, welche mit Kindern und auch gemeinsam spielen und dabei erleben und weitergeben, wie wundervoll  bereichernd gemeinsames Leben sein kann.

Gibt es Ihrer Meinung nach etwas Besonderes, das Außenstehende über Marzahn wissen sollten?
Marzahn ist ein Ort mit viel Natur und vielen sich engagierenden Menschen verschiedenster Herkunft. Der in den Medien immer wieder gerne präsentierte Brennpunkt Marzahn wird dem wirklichen Marzahn und seinen Bewohnern nicht ansatzweise gerecht. Die mediale Berichterstattung zeigt in der Regel nur die Probleme und selten die Chancen von unserem wirklich schönen und schützenswerten Stadtbezirk.